Im April kommen nicht nur die Imkerinnen ins Schwärmen … • •
„Hallo, mir geht es gut, aber meinen Bienen nicht. Viele kommen mit Pollen heim und sterben dann vor dem Flugloch. Ich bin in Sorge …“.
Was Imker erschreckt, bringt ausreichend starke Völker nicht um. Vermutlich ist es einfach die Bodenkälte, die erschöpfte Sammlerinnen bei kühlen Außentemperaturen nach ihrer Landung vorm Flugloch verklammen lässt. Da hilft nur: ein beheiztes Flugbrettchen! Kostengünstig zu erwerben unter 0234-3229017! … April, April!
Schaffe, schaffe … oder arbeitslos?
Ab April blühen Massentrachten wie Kirsche, Apfel, Weißdorn oder Löwenzahn. Unabhängig von Kälterückschlägen erbrüten die Bienen jetzt Drohnen und etwa 1.500 Jungbienen täglich – an milden Tagen bieten sie beim ersten Ausflug vors Flugloch, dem „Vorspiel“, einen beeindruckenden Anblick. Wer jetzt als Imker schläft, hat bald mit dem „Nachspiel“ zu kämpfen: Je nach Witterung ist ab Mitte April mit den ersten Schwärmen zu rechnen. Die vermuteten Ursachen für Schwarmlust sind mannigfaltig und meist kaum zu beeinflussen – wie die erbliche Veranlagung – oder schlicht Imkerlatein – wie das Alter der Königin oder die Sonneneinstrahlung aufs Flugloch. Was tatsächlich den Schwarmtrieb effektiv dämpft, ist das Ausgleichen der Volksstärken, frühzeitiges Erweitern (siehe Monatsbetrachtung März) und damit Befriedigen des Bautriebs sowie Schröpfen von Arbeiterinnen- (siehe Monatsbetrachtung Mai) und Drohnenbrut.
Beschäftigungstherapie für meine Immen
Seit März sitzen alle Völker auf zwei Zargen. Sie werden zur Kirschblüte simultan mit dem Honigraum erweitert, dabei der erste Drohnenrahmen eingehängt und das Absperrgitter aufgelegt (Methodik siehe Bilder). Die Honigräume sind im Kern mit einem Block ausgebauter, unbebrüteter Waben oder nur Mittelwänden bestückt. Wechseln sich die Wabentypen ab, erstellen die Bienen gerne Dickwaben – lästig für den Imker, gefährlich für den Wassergehalt des Honigs. Brutwaben haben im Honigraum, auch aus hygienischen Gründen, nichts zu suchen. Bei guter Tracht werden pro Nacht zwei Mittelwände ausgebaut. Neues Wachs entsteht dabei jedoch kaum. Die Bienen ziehen den überwiegenden Teil der Zellen aus dem Mittelwandwachs. So ergab eine eingefärbte Mittelwand eine fast vollständig bunte Wabe. Umso bedeutender für die Gewinnung frischen, unbelasteten Wachses ist der Baurahmen, in dem die Bienen frei Drohnenbau errichten.
Gesteuerte Männerfabrik
Stabiler beim Abfegen der Bienen sind zwar gedrahtete Drohnenrahmen, weniger Arbeit machen aber ungedrahtete. Sie können einfach mit dem Stockmeißel ausgeschnitten, platzsparend im Eimer gesammelt und dann eingeschmolzen werden, keine Rähmchen sind zu transportieren oder von Trester zu befreien. Vom Mehrfacheinsatz eines einmal
- Verdeckelte Schwarmzellen: Jetzt wird’s brenzlig oder der Schwarm ist schon weg. Vor dem Brechen aller Schwarmzellen ist unbedingt auf das Vorhandensein von Stiften zu kontrollieren!
- Die Erweiterung zur Kirschblüte: 1. Volk öffnen. Die untere Zarge bleibt unberührt. Überschüssige Futterwaben vom Rand des zweiten Brutraumes entfernen (die zweite Randwabe dabei zuerst ziehen, sie lässt sich leichter lösen als diejenige, die direkt an die Beutenwand gekittet ist). 2. Drohnenrahmen als zweite Randwabe zwischen zwei ausgebaute Waben in obere Brutraumzarge einhängen (dort ist er leichter zugänglich als unten). 3. Absperrgitter auflegen. 4. Honigraum aufsetzen. Volk schließen.
- 1 Ablauf einer Kippkontrolle: Zweiten Honigraum abnehmen. Obere Brutraumzarge mit aufgesetztem ersten Honigraum ankippen. Dann Wabenränder (besonders die Ecken und den Drohnenrahmen!) des zweiten Brutraumes von unten auf Schwarmzellen absuchen. Wenn Schwarmstimmung herrscht, dann sind auch hier Zellen zu finden. Genau hinschauen!
- 2 Bei Unsicherheit Rähmchenunterkanten durchblättern, um …
- 3 … auch die versteckten Schwarmzellen in den Ecken nicht zu übersehen (hier sind nur ungefährliche Spielnäpfchen zu sehen!). Wird ein 3 Tage altes Ei übersehen, zieht der Schwarm in 5 Tagen (mit Verdeckelung der ersten Schwarmzelle) aus und ist bei der nächsten Kontrolle 7 Tage später über alle Berge.
- 4 Von unten nicht zu übersehen: 5 mit Futtersaft versehene Schwarmzellen. Die ebenfalls großen Drohnenzellen (2. Wabe von rechts) liegen horizontal.
ausgebauten Rahmens halte ich nichts. Es gibt zwar Hinweise auf einen geringfügig höheren Varroabefall dunklerer Waben, diese Differenz lohnt aber bei weitem nicht das Einfrieren, Köpfen und Herausstechen der Drohnen aus den Zellen, um diese wieder frei für den nächsten Brutsatz zu machen. Und „Auspicken lassen“ ist aus guten Gründen verboten. Abwechselndes Einhängen von zwei Baurahmen beschäftigt Baubienen, Königin und Ammenbienen. Letztere verfüttern pro Drohnenlarve bis zu dreimal mehr Futter als pro Arbeiterinnenlarve. Der Imker nutzt zudem damit die effektivste bekannte Varroa-Falle: Wird die Drohnenbrut regelmäßig NACH der Verdeckelung und VOR dem Schlupf ausgeschnitten (meist 12 bis 24 Tage nach dem Einhängen des Rahmens), vermindern schon drei Baurahmen den Jahresendbefall um 50 % … und die Milben fallen offenbar dauerhaft darauf herein. Der Wechsel des Baurahmens erfordert keine extra Anfahrt. Er wird mit Erweiterungen und den ab Mitte April allwöchentlich durchzuführenden Schwarmkontrollen kombiniert. Wer hier allerdings schlampt, hat mit dem Baurahmen eine Männer- und Milbenfabrik.
Kippen und brechen
Eigene Schwärme sind tunlichst zu vermeiden, sie kosten Honig und das Risiko eines weisellosen Restvolkes. Etwa ein Drittel aller Völker lässt sich jedoch durch schwarmvorbeugende Maßnahmen nicht beeindrucken. Solche Kandidaten werden durch Kippkontrollen von Mitte April bis Ende Juni (zur Sommersonnenwende lässt die Schwarmlust von sich aus nach) im Abstand von 7 Tagen „entlarvt“ (Ablauf einer Kippkontrolle siehe Bilder). Länger zu warten, ist riskant, da bei gutem Wetter der Schwarm mit Verdeckelung der ersten Schwarmzelle (8 Tage nach der letzten Kontrolle) abgeht. Ist an den Rähmchenunterkanten auch nur eine bestiftete Weiselzelle gefunden, ist das Volk in Schwarmstimmung. Der Honigraum wird dann abgenommen, zunächst im unteren, dann im oberen Brutraum jede Wabe gezogen, abgeschüttelt und auf Schwarmzellen abgesucht. Diese werden zerstört (mmmhh leckeres Gelée royale mit Fleischbeilage!), das Absperrgitter wieder aufgelegt und die Honigräume aufgesetzt. Hört sich kompliziert an, dauert 5 min pro Volk. Und erhält dauerhaft die Stärke des Volkes und damit seine Sammelmotivation! Am nicht schwarmlustigen Volk
- Husch ins Körbchen – Honigeimer zweck-entfremdet, dann den Eimer vor Ort offen in den Schatten stellen, damit restliche Schwarmbienen zufliegen können.
- Der Schwarm ist im Eimer! Am Absperrgitter hängt er sich auf. 2 Stunden später kann er direkt am Stand in eine Zarge mit Mittelwänden geschlagen werden. Bei kühlem Wetter etwas zufüttern!
dauert die Kippkontrolle 1 min. Alle anderen Maßnahmen zur Schwarmverhinderung (z. B. Zwischenbrutableger) sind deutlich material- oder zeitintensiver und dabei ebenso wenig nachhaltig in ihrer Wirkung. Voraussetzung für mein schnelles Arbeiten: geteilter Brutraum, Magazinbeuten ohne Falz, frei aufgestellt ( für meine Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, das Volk zu kippen), Absperrgitter (Schwarmzellen sind nur in den Bruträumen), geräumiges Zandermaß mit wenig Quetschgefahr für Bienen an der Beuteninnenwand, dicke Oberträger (verhindern lästigen Zwischenbau). Aber warum einfach, wenn’s auch umständlich geht?
Checkliste: DAS können Sie sich im April schenken!
- Angst vor zu früher Erweiterung oder „Wärmedämmung“ mit Zeitung unter der Honigzarge.
- Völker verstärken durch Zuhängen fremder Brut. Schwächlinge sind damit überfordert.
- Futterwaben ausschleudern und daraus Futterteig machen. Ameisendicht gelagert, sind Futterwaben optimales Ablegerfutter.
- Brutwaben in den Honigraum hängen, um Bienen über das Absperrgitter „hochzulocken“. Sperrt Drohnen im Honigraum ein, erschwert die Wabenhygiene, verschleppt fettlösliche Varroazide aus belastetem Brutraumwachs.
- Flachzargen verwenden. Während der Tracht ausgebaute Waben können im Brutraum nicht zur Wabenerneuerung eingesetzt werden.
- Anfangswachsstreifen oder Drohnenmittelwände in Baurahmen einlöten. Zwischen zwei ausgebaute Rähmchen gehängt, gelingt der perfekte Bau allein.
- Zwischenbodenableger, Brutdistanzierung oder Königin entnehmen zur Hemmung des Schwarmtriebs. Erschüttert die Sammelleistung und wirkt nicht nachhaltig.
- Kauf einer speziellen Schwarmfangkiste. Im Eimer geht’s auch.
- Kellerhaft für Naturschwarm. Schwarmbienen wollen nicht wieder nach Hause.
- Pollenersatzmittel füttern. Sind Völker schwach, hat das meist andere Ursachen.
- An die 40-Tage-Regel glauben. Sommerbienen werden nur 2 Wochen alt und lassen sich nicht in ihr Brutgeschäft pfuschen.
- „Präventive“ Maßnahmen gegen Varroa, z. B. Milchsäure nach Sperren der Königin. Denn in den meisten Völkern wächst die Bienenzahl im Frühjahr deutlich schneller als die Milbenzahl, eine Behandlung ist daher nicht notwendig. Erst ab der Sommersonnenwende schrumpfen die Völker auf Wintergröße und sind dann eventuell durch Varroa gefährdet.
- Daher, bis zur letzten Schleuderung bei Wirtschaftsvölkern ausschließlich Drohnenbrutentnahme!
Hilfe – Ich bin weisellos!
Tja, dass ich diesen Satz so schnell panisch gen Himmel rufen würde, hätte ich nicht gedacht! Ich hatte mein Völkchen nun schon fast ein Jahr im Garten meiner Eltern stehen, und als es Frühjahr wurde und die Volksstärke rasant zunahm, habe ich wöchentlich eine Schwarmkontrolle durch Ankippen der oberen Brutraumzarge durchgeführt. Anfängliche Probleme, Schwarmzellen von „Spielnäpfchen“ zu unterscheiden, wurden durch künstlerische Zeichnungen meiner Imkerpatin aus dem Weg geschafft. Das Licht einer Taschenlampe half mir, die winzigen Eier in den Schwarmzellen zu entdecken.
Ich wusste: Wenn ich regelmäßig und sorgfältig kontrolliere, erkenne ich Schwarmlust rechtzeitig und kann eingreifen. Doch da kam der Anruf meiner Mutter: „Ina, der Himmel ist ganz schwarz von Bienen. Ich traue mich nicht hinaus, um Wäsche aufzuhängen.“ Meine Mutter hatte den Bienen zuerst skeptisch gegenübergestanden, unterhielt sich inzwischen aber sogar beim Unkrautjäten mit ihnen. Ihr Anruf verriet: Nun ist der Ernstfall eingetreten, mein Volk ist geschwärmt! Oje, meine schöne Königin ist weg! Als ich vor Ort eintraf, bewachte mein Vater einen „Bienenklumpen“ auf dem Rasen. Darin fand ich meine Königin mit ihrem strahlend-weißen Opalithplättchen.
Und nun? Als erstes: Ruhe bewahren. Meine Königin hatte einen gestutzten Flügel, der Schwarm blieb daher in der Nähe. Im nun recht bienenleeren Volk konnte ich die übersehene Schwarmzelle einfach finden und zerstören. Seit Schwarmabgang war bis dahin nur etwa eine Stunde vergangen, so nahm ich meine Königin mit einer kleinen Schaufel vorsichtig auf und setzte sie direkt zurück in das Volk. Denn die Bienen „erinnern“ sich nach so kurzer Zeit noch an ihren Duft. Liegt der Schwarmabgang länger zurück,sollte man die Königin in einem kleinen Käfig, z. B. dem Iltis, schützen und erst am nächsten Tag die Öffnung mit Futterteig verstopfen. Die Bienen befreien ihre Königin dann selbst! Ich jedenfalls besitze jetzt neben Bienen auch einen Iltis und die nötige Ruhe, um im Notfall handeln zu können!
Ina Lahnstein
- Der Himmel verdunkelt sich – das Volk schwärmt ab. Foto: Ina Lahnstein, Stefan Kuhn